Der 16mm-Film – Seine Entstehung
Lange vor Blu-ray, vor DVDs und VHS-Kassetten, sogar vor 8mm, wurden Filme und Aufnahmen auf 16mm-Film gedreht. Die Geschichte der Entwicklung des 16mm-Films ist überaus spannend und eng mit seinem Entwickler John G. Capstaff von der Eastman Kodak Company verknüpft.
Die Eastman Kodak Company ist ein multinationales Unternehmen. Es wurde in den 1890er Jahren und war einer der bedeutendsten Hersteller für Filmmaterial und weitere fotografische Ausrüstung.
John G. Capstaff
Der Erfinder des 16mm-Films
John G. Capstaff war ein britisch-amerikanischer Ingenieur und Fotograf. Er arbeitete für die Eastman Kodak Company. Am 24. Februar 1879 wurde er in Gateshead geboren. Er starb am 31. Januar 1960 in San Diego, Kalifornien.
Ein Streifzug durch die Geschichte des 16mm-Films
Capstaffs Leben vor der Erfindung des 16mm-Films
John G. Capstaff besuchte die Schule in Newcastle und studierte anschließend am Armstrong College die Fächer Physik und Ingenieurwissenschaften. Danach arbeitete er für den Fotografen Edward Lyddell Sawyer und lernte währenddessen die Grundlagen der Fotografie.
Später eröffnete er ein eigenes Fotostudio. Gleichzeitig entwickelte er verschiedene Modifikationen des fotografischen Prozesses.
1912 lernte er Charles E. Mees kennen, der zu dieser Zeit die Kodak Research Laboratories in Rochester, New York aufbaute. Auf sein Zutun hin bewarb sich Capstaff bei der Eastman Kodak Company.
Der 16mm-Film wird geboren
1914 begann Capstaff, für die Eastman Kodak Company mit halbiertem 35mm-Filmmaterial zu experimentieren. Er wollte ein Filmformat für Amateure entwickeln. Sein Motiv: Der bisher übliche 35mm-Film für die Kinos war für den „Hausgebrauch” zu teuer.
Entwicklung des 16mm-Films und seines Equipments
Als Einführungsdatum des 16mm-Films gilt der 5. Juli 1923. An diesem Tag wurde der 16-mm-Film, gemeinsam mit der Ciné-Kodak-Kamera und dem Kodascope-Projektor, der amerikanischen Öffentlichkeit vorgestellt. In der Folgezeit arbeitete Capstaff an der Verbesserung des Kodak-16-mm-Equipments.
Warum 16 mm Breite?
Bei seinen Experimenten fand Capstaff heraus, dass eine Bildbreite von 10mm das Minimum war, das man brauchte, um akzeptable Bilder im Bildformat 10x7,5mm machen zu können. Für die Perforation rechnete Capstaff je 3mm hinzu – der 16mm-Film war geboren.
16mm-Film und 9,5mm-Film
Der 9,5mm-Film versuchte sich als Amateur-Format etwa zeitgleich mit dem 16mm-Film, am Markt zu etablieren. Den Wettstreit konnte der 16mm-Film jedoch gewinnen. Der Grund: Es hatten sich herausgestellt, dass beim 9,5mm-Film die Gefahr der Materialbeschädigung bei einer Mittenperforation sehr hoch war. Außerdem war die Empfindlichkeit des 16mm-Films besser.
Der 16mm-Film wird zum Tonfilm
Als der Tonfilm eingeführt wurde, machte diese Entwicklung auch beim 16mm-Film nicht Halt. Eine Seite der Perforation wurde durch eine Tonspur ersetzt; das Verfahren wurde 1932 als SMPE-Standard akzeptiert. (Die SMPE ist ein internationaler Verband aus dem Bereich der professionellen Film- und Videotechnik mit Sitz in New York.)
Capstaff wird zweifach ausgezeichnet
1944 wurde John G. Capstaff für seine Arbeit ausgezeichnet. Er erhielt den Progress Medal Award der SMPE.
1946 gewann er zusammen mit vier Mitarbeitern von 20th Century Fox einen Oscar für technische Verdienste (Academy Technical Achievement Award) für die Entwicklung einer „20th Century-Fox film processing machine”.
16mm-Filmclubs entstehen
Nach dem 2. Weltkrieg entstanden in den USA zahlreiche 16mm-Filmclubs. Das Verfahren hatte sich auch für den nichtkommerziellen Gebrauch endgültig durchgesetzt.
Der 16mm-Film wird beliebt für Dokumentationen und Kinofilme
Der 16mm-Film erlangte vor allem bei Dokumentarfilmen große Bedeutung. Das hatte zwei Gründe:
- Der 16mm-Film passte mit nur geringer Vergrößerung perfekt auf den Bildschirm und wies dabei eine sehr hohe Bildqualität auf.
- Die Kameras der 16mm-Filme verfügten über ein angenehm leichtes Gewicht und eigneten sich darum hervorragend für Außendrehs.
Die Independent-Kinos liebten 16mm ebenfalls. Ihr Hauptgrund waren die sehr geringen Kosten des 16mm-Films.
Der 16mm-Film erhält Farbe
Der nächste große Schritt in der 16mm-Filmentwicklung erfolgte um 1950. Ab nun wurden der 16mm-Film in Farbe angeboten.
16mm wird zu Super 16
Anfang der 70er Jahre erfuhr der 16mm-Film eine erneute Weiterentwicklung, indem man den Randstreifen für das Bild mitverwendete. Das neue Format nannte sich Super 16 und ermögliche Bilder in 16:9.
Das Potenzial des 16mm-Films heute
Heute ist der 16mm Film kaum noch in Verwendung. Lediglich Liebhaber und Künstler nutzen die damals so beliebte Technik noch.
Vor allem Tierfilme werden heutzutage mit 16mm-Filmkameras aufgenommen. Ursprünglich war für Tierfilm das 35 mm-Format vorherrschend. Aus Kostengründen wurde es Mitte der 1970er Jahren durch den 16mm-Film verdrängt.
Der Regisseur Steven Spielberg bediente sich des 16mm-Films ebenfalls. Mit der Verwendung des 16mm-Films machte er seinen Thriller „Duell“ zum Kulthit. Duell wurde 1971 ausgestrahlt und war ursprünglich ein Fernsehfilm für den amerikanischen Sender ABC. Erst 1973 kam er in die Kinos.